Mittwoch, 19. Oktober 2016

Alltagshelden - Dominik zeigt es allen




Hallo ihr Lieben, 

viele denken wenn sie an Helden denken, an die Superhelden mit ihren Umhängen oder ihren speziellen Anzügen. Der eine oder andere von ihnen wird auch noch Superkräfte haben.
Doch für mich sind die wahren Helden unter uns, vielleicht bist sogar du ein Held?

Einen kleinen Helden, der für mich soviel Mut und auch Durchhaltevermögen hat, so ein kleiner Junge der schon soviel in seinem kurzen Leben durchmachen musste, stelle ich euch heute vor. 

Während ich diese Zeilen schreibe, läuft mir die ganze Zeit die Gänsehaut und auch merke ich wie mir Tränen in die Augen kommen. Ihr werdet euch fragen warum?

Ich erzähl euch erstmal wie ich vor ca. 5 Jahren auf Dominik und seine Familie gestoßen bin, dann werdet ihr es verstehen. 
Dominik´s Mama war im gleichen Mütterforum in Facebook wie ich. Sie hörte man nie jammern, sondern sie ließ uns an den kleinen Erfolgen teilhaben und hatte immer ein offenes Ohr für alle. Obwohl es für sie nicht immer leicht war, sie würde bestimmte Erfahrungen mit Dominik nie machen. Seine Mama verlor nie das Lachen und Dominik erstaunte uns immer wieder.  Genau deshalb war irgendwann die Idee geboren, wir sammeln alle für Dominik für eine Delphintherapie. Sabrina, Dominik´s Mama wusste es bis zur Übergabe des Checks nicht und zusammen hatten wir es geschafft, die Kosten für die Therapie hatten wir schnell zusammen. Gemeinsam ist man stark!

Auch ihr sollt diesen wunderbaren, starken kleinen Helden kennen lernen. Er zeigt immer wieder das Aufgeben keine Option ist. 

  Interview aus der Sicht von Dominik
(von seiner Mama geschrieben)


·         Möchtest du uns kurz erzählen wer du bist und wie alt du bist?

  Ich bin Dominik und bin 10 Jahre alt. 

Ist er nicht zum Knutschen?


 ·         Du bist ja ein besonderes Kind, wurde dies auch schon vor deiner Geburt gemerkt?

    Ja ich bin ein besonderes Kind. Als ich in Mamas Bauch war, war alles in Ordnung, ich tollte herum, trat sie immer wieder das sie genau wussten das ich hier bin, ärgerte sie wenn sie schlafen wollte alles lief so ab wie es sein sollte. Jedoch als es dann für mich zu eng war und ich raus wollte – ging das irgendwie nicht so wie geplant – die Ärzte wollten mich nicht holen und als ich da drin immer weniger Luft bekam – das Wasser sich komisch verfärbte und mein Herz nicht mehr so pumperte wie es sich gehört,  probierte ich auf den schnellsten Wege raus zu kommen – wollte ich doch endlich meine Familie sehen. Gesehen hab ich im Moment nicht wirklich was, auch schreien konnte ich nicht und nach wenigen Stunden schickten sie mich gleich in den künstlichen Tiefschlaf. Durch diese ganzen Strapazen habe ich einen Hirninfarkt, Hirnblutungen, Nebennierenblutungen, Schrumpfniere und Neugeborenenkrämpfe  (die sich zur nicht einstellbaren, schweren Epilepsie entwickelten) uvm. davongetragen und kann daher auch nicht wie andere Kinder sitzen, greifen, stehen, gehen, reden uvm. Meine Körperkontrolle ist wie ein paar Monate altes Baby!  

Dominik als Baby mit seiner Schwester


   Wie war das für deine Eltern?
    Für Papa und Mama war das ganze natürlich alles andere als leicht, hatten sie doch auch ihre Pläne, egal ob Fußball spielen, Rad fahren, oder einfach nur unbeschwert laufen! Aber nachdem sie in das andere Leben hineinfinden mussten, fingen sie halt an andere Pläne zu machen und natürlich zogen sie an einem gemeinsamen Strang – denn schaffbar ist so vieles wenn man umdenkt. 


Welche Dinge oder Sachen magst du ganz gerne und welche  gar nicht?
    Ich liebe es Musik zu hören oder auch selbst mit Hilfe zu machen, je lauter der Lärm desto besser und lustiger. Bunt und kräftige Farben damit ich alles gut erkennen kann denn so kann ich das auch mit meinen Augen besser fixieren. Ich bin eine richtige Naschkatze alles was süss und zerbröselbar ist landet in meinem Mund aber auch gegen saure Sachen hab ich nichts nur lassen sich diese oft schwer zerkleinern. Ich probiere natürlich auch immer mitzuessen aber was gar nicht geht ist Kartoffelsuppe naja man muss ja nicht alles mögen. Lichter oh da könnte ich stundenlang zusehen und bei ‚Spielzeug mit Geräuschen dreh ich
komplett durch und quitsche. 

    Was gar nicht geht fremde Menschen die weiß tragen da mach ich lieber gleich die Augen zu und tu so als ob ich schlafe bis wir wieder weg sind. Wenn in der Früh gleich gehudelt wird, da werde ich grantig oder wenn ich krank bin oder es kalt wird und wir nicht so viel nach draußen können das kann ich Mami dann ordentlich spüren lassen. Tja von wem hab ich das denn wohl? Warmes Wasser da könnte ich stundenlang drin schweben, der Körper wird federleicht und die Muskeln entspannt – so schön wenn die Spannung im Körper verschwindet. 

 
·         Du durftest schon mit Delfinen schwimmen, wie war das für dich und warum ist das für besondere Kinder so wichtig?


    Oh ja das stimmt, ich durfte schon mit Delfinen schwimmen gehen. Viele glauben immer das ist nur lustig aber ich kann sagen das ist sehr harte Arbeit! Bei der Delphintherapie werden viele Therapiearten (Ergo, Physio mit Spezialgebiete, Logo….) zusammen gelegt und daran gearbeitet. Nach der Therapie im Raum geht es ans Wasser zu den sogenannten Docks und langsam ins Wasser. Die Therapie wird im Wasser fortgesetzt und der Delfin animiert und hilft. Es ist wahnsinnig faszinierend denn der Delfin spürt genau was fehlt/deine schlechte Seite ist etc. und probiert einem aus dem sogenannten Muster zu holen. Die Bindung zwischen mir und meinen Delfin war enorm und ich freu mich jedesmal wenn ich die Videos, Fotos etc ansehe, schmunzle und freu mich. Fragt aber bitte nicht wie k.o ich täglich nach dieser Einheit war, meine lieben Therapeuten mussten mich dann schlafend duschen weil ich fix und fertig war und meine Familie hatte danach immer mindestens 2 Stunden für sich.  Aber die Erfolge sprechen für sich. 

   

   
·         Ich verfolge deine Geschichte ja schon viele Jahre und die Ärzte haben ja immer gesagt du würdest viele Dinge nicht können! Möchtest du uns erzählen, was du alles geschafft hast und uns an deinen Erfolgen teilhaben lassen?
Ich hatte keinen Tag Nacht Rhythmus das heißt meine Mama wusste die ersten 7 Jahre nie ob und wieviel sie täglich schlafen kann. Es gab Tage da schlief ich nur 2 Stunden und das oft nicht mal durch, sie regelten das meist so dass wenn Papa am Wochenende da war sie schlafen ging. Da ich ja noch eine große Schwester habe konnte sie sich nicht einfach so hinlegen. Ich konnte nichts essen das heißt ich hab mich immer vom Fläschchen ernährt, mittlerweile esse ich liebend gern mit dem Löffel, klar zergatscht und zerkleinert aber es funktioniert! Ich konnte nichts, wirklich nichts fixieren und jetzt wird es immer besser, klar schweife ich dann immer ab, außer ich mag jemanden nicht der wird weiterhin nicht wahr genommen.  Die Tage bestanden oft nur aus Krämpfen denn die hatte ich extrem, mit 100 Krämpfen am Tag konnte ich mithalten (von klein bis ganz groß), die
Körperwahrnehmung ist nicht mehr zu vergleichen und ich bekomme sogar die Hände hoch! Mit der Stehorthese kann ich sogar stehen und mit Kärtchen und Blicken kann ich schon arbeiten außer ich bin grantig dann geht gar nix. Die Ärzte sagen zur Mama immer Frau Göres wie haben sie das gemacht? Oder sie sagen nur mehr Frau Göres sie wissen eh was zu machen ist – weil wenn es nach den Ärzten gegangen wäre, wäre ich im Wachkoma und würde von der Umwelt nichts mitbekommen und da haben wir ihnen was anderes gezeigt.     


Die Liebe einer Mutter, versetzt auch die größten Berge



·         Wie reagieren die Menschen auf der Straße auf dich? Und wie würdest du dir wünschen wie sie reagieren sollen?
    Die Menschen auf der Straße reagieren ganz unterschiedlich, viele wollen gar nicht das andere Kinder mit mir spielen oder reden weil sie glauben ich bekomm eh nichts mit – aber genau das Gegenteil ist der Fall, auch wenn ich euch nicht in die Augen schauen kann, euch keine Regung zeigen kann, hören und mitbekommen tu ich alles! Meine Mama hat sich schon oft geärgert und meist kann sie auch den Mund nicht halten aber dazwischen gibt es dann doch immer wieder wunderschöne Begegnungen die uns nehmen wie wir bzw. wie ich bin.  
    Ich fände es viel schöner wenn Menschen aufeinander zugehen und sich trauen Dinge zu fragen und nicht nur starren und tuscheln, aber manche muss ich auch in Schutz nehmen denn viele wissen einfach nicht wie sie mit der Situation umgehen sollen – da sag ich nur keine Angst es beißt niemand!


 




·         Wie sieht so ein Tag bei dir aus?
    Ein normaler Tag besteht als ersters mal wie bei jedem mit dem Frühstück, ich bekomme in der Früh eine hochkalorische Sondennahrung im Fläschchen da ich durch das viele Krampfen leider sehr wenig wiege und das gefährlich werden könnte, danach gibt es mal die erste Fuhr Medikamente, wenn ich diese Dinge habe heißt es ab zu den Therapien je nachdem wie viele Termine ich habe, Mittags gibt es wieder ein Medikament und es wird gegessen, danach wird mit mir weiter gearbeitet je nachdem welch ein Wetter ist und was sich Mama ausgedacht hat, Stehtraining, Wahrnehmung, Handmotorik, Mundmotorik, geistig also das mit den Karten, Verschnaufpause gibt es dann wenn meine große Schwester Hunger hat denn kochen, den Haushalt etc. macht sich ja auch nicht von alleine da spiele ich dann am Boden auf meiner Decke etc. Im Endeffekt wenn wir um 9 außer Haus gehen kommen wir meist erst am Nachmittag nach Hause. Am Abend gibt es dann natürlich Abendessen und wieder Medikamente, es wird gebadet, Mittwochs fahren wir öfters in die Therme am Abend und hier
kann ich auch noch mit Mama trainieren und zwischendrin wird natürlich auch gespielt, geschaukelt, gemalt etc. Meist gehe ich um 23 Uhr ins Bett und steh um 8 wieder auf außer es geht mir nicht gut da schlaf ich auf Mama denn ich vergesse dann des öfteren Luft zu holen. Also bei uns ist immer was los außer am Wochenende das ist Relax Zeit! 

    Du hast einen besonderen besten Freund, möchtest du uns von ihm erzählen?
Oh mein besonderer Freund Buddy, ist mittlerweile 3 Jahre alt und ist ein Border Collie, meine Mama war ja anfangs sehr skeptisch da es ja zusätzlich viel Arbeit heißt und sie nicht wusste ob sie dem auch gerecht werden kann aber Papa hat sie überredet und wir sahen uns mal ein paar Welpen an. Ich weiß es noch als ob es gestern gewesen wäre, ich lag auf einer Couch und 7 Welpen huschten und kraxelten auf mir herum, ich fand das so lustig, auf einmal krampfte ich und der Anfall war da (ich bin leider bis heute noch nicht anfallsfrei) meine Hände schossen nach oben, mein Oberkörper ging nach oben, alles wird steif und mein Gesicht blau, alle Welpen liefen vor Angst davon nur einer blieb da und schleckte trotzdem das ich ihn unabsichtlich im Krampf geboxt habe das Ohr ab und versuchte mich zu beruhigen und da konnte Mama auch nicht mehr anders, dieser eine spezielle Hund musste mit und wurde zu meinem besten Freund, er ist da wenn ich krampfe, er motiviert mich, er kuschelt und er ist immer neben mir wenn es mir schlecht geht – er hat mich gefunden!



 Ihr besonderen Kind müsst  jeden Tag immer kämpfen und es werden Euch und den Eltern auch noch viele Steine in den Weg gelegt.  Was würdest du dir dafür in der Zukunft wünschen?
 Was ich mir in Zukunft wünsche, dass Kinder von klein auf schon sehen dürfen das wir keine komischen Menschen sind, sondern genauso wie jeder andere, das Menschen die Vorurteile ablegen und einfach mal ein bisschen Verständnis zeigen das wir zB mit Rollstuhl mehr Platz brauchen als wenn wir stehen, das wir Spaß haben wollen und auch unser Leben leben wollen. Es gibt sicher noch so viel mehr aber ich glaube jetzt hab ich euch schon so viel erzählt. 





Vielen lieben Dank Dominik und Sabrina, dass ihr uns mitgenommen habt in eure Geschichte. Ihr zeigt das Helden keine Umhänge oder Anzüge brauchen. Auch das Aufgeben keine Option ist und wenn jeder da draußen ein bisschen mehr Verständnis für andere entwickelt und nicht wegschaut auch ein Held werden kann. 

 Wer mehr über Dominik erfahren will ihr findet ihn hier bei Facebook:
und auf seiner Homepage:

Falls jemand Domink und seiner Familie helfen möchte, damit er wieder zu den Delphinen darf, hier findet ihr das Spendenkonto von Dominik. 






     Bist auch du ein Alltagsheld und möchtest anderen Mut machen mit deiner Geschichte? Dann melde dich bei mir und schreib mir eine Email an mamamaeuse@gmail.com

Liebe Grüße 
Eure Julie




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